Sturm über Chemnitz
Chemnitz im August 2018: Der gewaltsame Tod von Daniel Hillig und eine fatale Falschmeldung lassen die Stimmung eskalieren. Tausende Menschen versammeln sich auf den Straßen, darunter vor allem rechtsextreme Gruppen – mobilisiert, organisiert und vernetzt über Social Media. Wie konnte es dazu kommen, dass Wut und Angst tagelang eine deutsche Großstadt beherrschten? Ein Jahr danach dokumentieren Journalismus-Studierende der Hochschule Mittweida die Ereignisse, Ursachen und Folgen anhand exklusiver Dokumente und Interviews.
Sturm über Chemnitz
Chemnitz im August 2018: Der gewaltsame Tod von Daniel Hillig und eine fatale Falschmeldung lassen die Stimmung eskalieren. Tausende Menschen versammeln sich auf den Straßen, darunter vor allem rechtsextreme Gruppen – mobilisiert, organisiert und vernetzt über Social Media. Wie konnte es dazu kommen, dass Wut und Angst tagelang eine deutsche Großstadt beherrschten? Ein Jahr danach dokumentieren Journalismus-Studierende der Hochschule Mittweida die Ereignisse, Ursachen und Folgen anhand exklusiver Dokumente und Interviews.
Prolog: Die Messerattacke
Daniel Hillig ist tot. Gestorben durch fünf Messerstiche. Was sich in den Morgenstunden des 26. August 2018 in der Chemnitzer Brückenstraße genau abspielte, versuchte ein monatelanges Gerichtsverfahren zu klären. Kurz vor den sächsischen Landtagswahlen 2019 wurde einer der Täter verurteilt. Der potentielle Haupttäter ist seit Monaten auf der Flucht, ein dritter Tatverdächtiger wurde inzwischen freigesprochen. Das Urteil ist umstritten, denn viele Details der Tatnacht liegen auch ein Jahr danach noch immer im Dunkeln. Die Zeugenaussagen sind widersprüchlich. Unterschiedlichen Medien- und Polizeiberichten zufolge könnte sich der tödliche Streit aber wie folgt abgespielt haben:
Die Buden des Chemnitzer Stadtfests haben seit zwei Stunden geschlossen, es ist drei Uhr morgens. Männer beschimpfen sich lautstark, hitzige Wortfetzen durchschneiden die ruhige Sommernacht. Auf Faustschläge folgen Schreie. Der damals 22-jährige Iraker Farhad Ahmad fällt zu Boden und deutet auf die Person neben sich – das spätere Opfer Daniel Hillig.
Über Farhad Ahmad
Farhad Ahmad war seit 2016 als Flüchtling in Deutschland und soll seitdem mehrere Straftaten begangen haben. Verschiedenen Medienberichten zufolge stahl er mehrmals und dealte mit Drogen. Er wurde wegen eines Betäubungsmitteldelikts, so berichtet der MDR, bereits einmal zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Der Aufenthaltsstatus des Irakers sei seit 2017 aberkannt. Durch ein Klageverfahren, das sich über eineinhalb Jahre zog, sei er demnach zum Tatzeitpunkt im August noch geduldet. Ende 2018 habe das Verwaltungsgericht seinen Widerspruch abgelehnt, Fahrhad Ahmad hat somit keine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland mehr.
Prolog: Die Messerattacke
Daniel Hillig ist tot. Gestorben durch fünf Messerstiche. Was sich in den Morgenstunden des 26. August 2018 in der Chemnitzer Brückenstraße genau abspielte, versuchte ein monatelanges Gerichtsverfahren zu klären. Kurz vor den sächsischen Landtagswahlen 2019 wurde einer der Täter verurteilt. Der potentielle Haupttäter ist seit Monaten auf der Flucht, ein dritter Tatverdächtiger wurde inzwischen freigesprochen. Das Urteil ist umstritten, denn viele Details der Tatnacht liegen auch ein Jahr danach noch immer im Dunkeln. Die Zeugenaussagen sind widersprüchlich. Unterschiedlichen Medien- und Polizeiberichten zufolge könnte sich der tödliche Streit aber wie folgt abgespielt haben:
Die Buden des Chemnitzer Stadtfests haben seit zwei Stunden geschlossen, es ist drei Uhr morgens. Männer beschimpfen sich lautstark, hitzige Wortfetzen durchschneiden die ruhige Sommernacht. Auf Faustschläge folgen Schreie. Der damals 22-jährige Iraker Farhad Ahmad fällt zu Boden und deutet auf die Person neben sich – das spätere Opfer Daniel Hillig.
Über Farhad Ahmad
Farhad Ahmad war seit 2016 als Flüchtling in Deutschland und soll seitdem mehrere Straftaten begangen haben. Verschiedenen Medienberichten zufolge stahl er mehrmals und dealte mit Drogen. Er wurde wegen eines Betäubungsmitteldelikts, so berichtet der MDR, bereits einmal zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Der Aufenthaltsstatus des Irakers sei seit 2017 aberkannt. Durch ein Klageverfahren, das sich über eineinhalb Jahre zog, sei er demnach zum Tatzeitpunkt im August noch geduldet. Ende 2018 habe das Verwaltungsgericht seinen Widerspruch abgelehnt, Fahrhad Ahmad hat somit keine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland mehr.
Die tödliche Viertelstunde
Ein weiterer Mann hat den Streit aus dem Kebapimbiss „Alanya” beobachtet und eilt seinem am Boden liegenden Freund zur Hilfe. Gemeinsam stürzen sich Alaa Sheikhi und Farhad Ahmad auf Daniel Hillig. Der 35-jährige Familienvater mit kubanischen Wurzeln wehrt sich und schlägt den 23-jährigen Syrer Alaa Sheikhi mit der Faust. Dieser packt Daniel Hillig daraufhin erst am Nacken, zückt dann plötzlich ein Messer und sticht mehrfach zu. Sein Freund Farhad Ahmad attackiert Daniel Hillig ebenfalls, die Staatsanwaltschaft geht von einem zweiten Tatmesser aus. Blut tropft auf den Boden. Die Klinge bohrt sich tief in Hilligs Oberkörper. Schwer verletzt sackt er in sich zusammen. Aus der Ferne ertönen bereits die Sirenen von Krankenwagen und Polizei, das Blaulicht flackert zwischen den Gebäuden. Die Beamten treffen gegen 3:15 Uhr ein und versuchen mit umstehenden Zeugen vor Ort, den Tathergang zu rekonstruieren.
Gereizt soll die Stimmung zwischen den Männern schon zuvor gewesen sein. Nach einer Rekonstruktion der Ermittler, die in verschiedenen Medienberichten zitiert wird, fällt Farhad Ahmad nach Mitternacht bereits in einer Shisha-Bar auf, da er einen Gast mit einem Messer bedroht, sowie zwei Stunden später im Kebap Haus „Dünya” in der Brückenstraße, weil er die Gäste dort als „Nazis” beschimpft. Währenddessen geht Daniel Hillig zusammen mit Kollegen zwei Häuser weiter ins „Alanya”, um Zigaretten zu kaufen. Ab jetzt unterscheiden sich die Medienberichte. Die einen beschreiben, dass die Gruppen erst um drei Uhr aufeinandertreffen und der Streit schlussendlich im Totschlag eskaliert, laut mehrerer anderer Medienberichte und Zeugenaussagen von Youssif Abdullah, trifft die Gruppe um Daniel Hillig auf dem Weg zum Dönerimbiss bereits gegen 2:30 Uhr auf Farhad Ahmad und dessen Begleiter. Der Iraker fragt das spätere Opfer nach einem Feuerzeug für seine Zigarette. Plötzlich entwickelt sich ein Streit zwischen den Männern. Farhad Ahmads Begleiter und Landsmann Yousif Abdullah sollen die Situation geschlichtet haben, daraufhin trennen sich die Gruppen. Der später verurteilte Alaa Sheikhi ist noch nicht dabei. Er wird erst zufällig dazu kommen, wenn die Lage bereits eskaliert.
Über Daniel Hillig
An dem Tatabend hatte Daniel Hillig laut übereinstimmenden Medienberichten 1,36 Promille im Blut und mutmaßlich Kokain in nicht übermäßigen Mengen konsumiert. Er war ein 35-jähriger Deutscher mit kubanischen Wurzeln. In einer Reportage des ZDF-Teams Frontal 21 {Video verfügbar bis 04.09.2019} sprechen der Vater seiner hinterbliebenen Frau, Winfried Folgner, und sein Freund Christian Greim über den Familienvater. Winfried Folgner beschreibt Daniel Hillig dabei als friedliebend: „Ein Mensch wie er hat keinen Stunk gesucht. Der hat immer versucht, zu schlichten.” Auch Rassismus sei für Daniel nicht akzeptabel gewesen, so Christian Greim weiter: „Dieser faschistische Blick auf Menschen, dieser ignorante, aggressive Blick – das hat er nicht akzeptieren können.“
Rechtes Gedankengut lehnte Daniel Hillig ab – wenn man seinem Facebook-Profil glaubt, welches öffentlich zugänglich Einblicke in sein Leben gibt. So teilte er etwa einen Beitrag mit den Worten: „Die Nationalität ist völlig egal, Arschloch ist Arschloch.” Daniel Hillig sei auch kein Freund der AfD gewesen, sagt sein Bekannter Jürgen Gullmann im Interview mit der Welt. „Wobei ich da ein bisschen anderer Meinung bin, aber das hat unserer Freundschaft überhaupt keinen Abbruch getan.“
Sein Freund aus Kindertagen schildert in dem Frontal 21-Bericht, wie schwierig es für Daniel war, als Sohn eines kubanischen Vaters aufzuwachsen: „Daniel hat sich selbst eher als Deutschen erlebt. Natürlich auch als Deutsch-Kubaner, aber ich denke, er hatte auch Schwierigkeiten damit, weil er dadurch auch sehr ausgegrenzt wurde.” Mit Rassismus kam Daniel Hillig somit schon in seiner frühen Jugend in Berührung.
Der 35-jährige war laut dem Tagesspiegel außerdem in der Fanszene des Chemnitzer Fußballclubs aktiv, zählte wohl aber nicht zu den Hooligans. Die Quelle, die der Tagesspiegel indirekt zitiert, ist nicht genannt. Andere Medien bestätigen diese Nähe zum Chemnitzer FC nicht. Genauso wenig wie die zugehörige Chemnitzer Fanszene e.V., die eine Verbindung zu Daniel Hillig nicht öffentlich bestätigt. Die Anhänger sprechen sich in einer Stellungnahme am 29. August 2018 auf Facebook allerdings klar gegen Gewalt und Extremismus aus.
Über Yousif Abdullah
Über Yousif Abdullah gibt es viele Medienbeiträge, unter anderem berichtete der Tagesspiegel über den 23-jährigen Iraker. Gesicherte Informationen liefert eine Stellungnahme der Landesdirektion Sachsen. Demnach lebt Yousif Abdullah seit Oktober 2015 in Sachsen und stellte vor seiner Einreise in Deutschland bereits einen Asylantrag in Bulgarien. Eine Abschiebung dorthin wäre möglich gewesen, nachdem Bulgarien im Februar 2016 einer Übernahme des Asylbewerbers zustimmte. Yousif Abdullah ging daraufhin gerichtlich gegen seine Rücküberstellung vor. Aufgrund des Gerichtsverfahrens wurde die sechsmonatige Überstellungsfrist vorübergehend ausgesetzt.
Die Zentrale Ausländerbehörde ging währenddessen weiter von der ursprünglichen Überstellungsfrist aus. Aufgrund von Kommunikationsfehlern zwischen den Behörden erfolgte die Abschiebung schlussendlich nicht rechtzeitig, weshalb die Zuständigkeit für Yousif Abdullah wieder zurück an Deutschland ging. Seit Dezember 2016 befindet sich der Iraker deshalb im nationalen Asylantragsverfahren in der Zuständigkeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Seitdem ist er nicht vollziehbar ausreisepflichtig. Weiterhin habe er, wie mehrere Medien berichten, bei seinem Asylverfahren in Deutschland gefälschte Papiere vorgezeigt. Die Quellen berufen sich dabei auch auf Angaben des Ministeriums.
Im Vorstrafenregister von Yousif Abdullah finden sich laut Tagesspiegel und Spiegel Verstöße wegen Drogenbesitz, Sachbeschädigung, Betrug, Eingriff in den Straßenverkehr und gefährliche Körperverletzung. Dafür sei er einmal zu einer Haftstrafe verurteilt worden, welche anschließend zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Die tödliche Viertelstunde
Ein weiterer Mann hat den Streit aus dem Kebapimbiss „Alanya” beobachtet und eilt seinem am Boden liegenden Freund zur Hilfe. Gemeinsam stürzen sich Alaa Sheikhi und Farhad Ahmad auf Daniel Hillig. Der 35-jährige Familienvater mit kubanischen Wurzeln wehrt sich und schlägt den 23-jährigen Syrer Alaa Sheikhi mit der Faust. Dieser packt Daniel Hillig daraufhin erst am Nacken, zückt dann plötzlich ein Messer und sticht mehrfach zu. Sein Freund Farhad Ahmad attackiert Daniel Hillig ebenfalls, die Staatsanwaltschaft geht von einem zweiten Tatmesser aus. Blut tropft auf den Boden. Die Klinge bohrt sich tief in Hilligs Oberkörper. Schwer verletzt sackt er in sich zusammen. Aus der Ferne ertönen bereits die Sirenen von Krankenwagen und Polizei, das Blaulicht flackert zwischen den Gebäuden. Die Beamten treffen gegen 3:15 Uhr ein und versuchen mit umstehenden Zeugen vor Ort, den Tathergang zu rekonstruieren.
Gereizt soll die Stimmung zwischen den Männern schon zuvor gewesen sein. Nach einer Rekonstruktion der Ermittler, die in verschiedenen Medienberichten zitiert wird, fällt Farhad Ahmad nach Mitternacht bereits in einer Shisha-Bar auf, da er einen Gast mit einem Messer bedroht, sowie zwei Stunden später im Kebap Haus „Dünya” in der Brückenstraße, weil er die Gäste dort als „Nazis” beschimpft. Währenddessen geht Daniel Hillig zusammen mit Kollegen zwei Häuser weiter ins „Alanya”, um Zigaretten zu kaufen. Ab jetzt unterscheiden sich die Medienberichte. Die einen beschreiben, dass die Gruppen erst um drei Uhr aufeinandertreffen und der Streit schlussendlich im Totschlag eskaliert, laut mehrerer anderer Medienberichte und Zeugenaussagen von Youssif Abdullah, trifft die Gruppe um Daniel Hillig auf dem Weg zum Dönerimbiss bereits gegen 2:30 Uhr auf Farhad Ahmad und dessen Begleiter. Der Iraker fragt das spätere Opfer nach einem Feuerzeug für seine Zigarette. Plötzlich entwickelt sich ein Streit zwischen den Männern. Farhad Ahmads Begleiter und Landsmann Yousif Abdullah sollen die Situation geschlichtet haben, daraufhin trennen sich die Gruppen. Der später verurteilte Alaa Sheikhi ist noch nicht dabei. Er wird erst zufällig dazu kommen, wenn die Lage bereits eskaliert.
Über Daniel Hillig
An dem Tatabend hatte Daniel Hillig laut übereinstimmenden Medienberichten 1,36 Promille im Blut und mutmaßlich Kokain in nicht übermäßigen Mengen konsumiert. Er war ein 35-jähriger Deutscher mit kubanischen Wurzeln. In einer Reportage des ZDF-Teams Frontal 21 {Video verfügbar bis 04.09.2019} sprechen der Vater seiner hinterbliebenen Frau, Winfried Folgner, und sein Freund Christian Greim über den Familienvater. Winfried Folgner beschreibt Daniel Hillig dabei als friedliebend: „Ein Mensch wie er hat keinen Stunk gesucht. Der hat immer versucht, zu schlichten.” Auch Rassismus sei für Daniel nicht akzeptabel gewesen, so Christian Greim weiter: „Dieser faschistische Blick auf Menschen, dieser ignorante, aggressive Blick – das hat er nicht akzeptieren können.“
Rechtes Gedankengut lehnte Daniel Hillig ab – wenn man seinem Facebook-Profil glaubt, welches öffentlich zugänglich Einblicke in sein Leben gibt. So teilte er etwa einen Beitrag mit den Worten: „Die Nationalität ist völlig egal, Arschloch ist Arschloch.” Daniel Hillig sei auch kein Freund der AfD gewesen, sagt sein Bekannter Jürgen Gullmann im Interview mit der Welt. „Wobei ich da ein bisschen anderer Meinung bin, aber das hat unserer Freundschaft überhaupt keinen Abbruch getan.“
Sein Freund aus Kindertagen schildert in dem Frontal 21-Bericht, wie schwierig es für Daniel war, als Sohn eines kubanischen Vaters aufzuwachsen: „Daniel hat sich selbst eher als Deutschen erlebt. Natürlich auch als Deutsch-Kubaner, aber ich denke, er hatte auch Schwierigkeiten damit, weil er dadurch auch sehr ausgegrenzt wurde.” Mit Rassismus kam Daniel Hillig somit schon in seiner frühen Jugend in Berührung.
Der 35-jährige war laut dem Tagesspiegel außerdem in der Fanszene des Chemnitzer Fußballclubs aktiv, zählte wohl aber nicht zu den Hooligans. Die Quelle, die der Tagesspiegel indirekt zitiert, ist nicht genannt. Andere Medien bestätigen diese Nähe zum Chemnitzer FC nicht. Genauso wenig wie die zugehörige Chemnitzer Fanszene e.V., die eine Verbindung zu Daniel Hillig nicht öffentlich bestätigt. Die Anhänger sprechen sich in einer Stellungnahme am 29. August 2018 auf Facebook allerdings klar gegen Gewalt und Extremismus aus.
Über Yousif Abdullah
Über Yousif Abdullah gibt es viele Medienbeiträge, unter anderem berichtete der Tagesspiegel über den 23-jährigen Iraker. Gesicherte Informationen liefert eine Stellungnahme der Landesdirektion Sachsen. Demnach lebt Yousif Abdullah seit Oktober 2015 in Sachsen und stellte vor seiner Einreise in Deutschland bereits einen Asylantrag in Bulgarien. Eine Abschiebung dorthin wäre möglich gewesen, nachdem Bulgarien im Februar 2016 einer Übernahme des Asylbewerbers zustimmte. Yousif Abdullah ging daraufhin gerichtlich gegen seine Rücküberstellung vor. Aufgrund des Gerichtsverfahrens wurde die sechsmonatige Überstellungsfrist vorübergehend ausgesetzt.
Die Zentrale Ausländerbehörde ging währenddessen weiter von der ursprünglichen Überstellungsfrist aus. Aufgrund von Kommunikationsfehlern zwischen den Behörden erfolgte die Abschiebung schlussendlich nicht rechtzeitig, weshalb die Zuständigkeit für Yousif Abdullah wieder zurück an Deutschland ging. Seit Dezember 2016 befindet sich der Iraker deshalb im nationalen Asylantragsverfahren in der Zuständigkeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Seitdem ist er nicht vollziehbar ausreisepflichtig. Weiterhin habe er, wie mehrere Medien berichten, bei seinem Asylverfahren in Deutschland gefälschte Papiere vorgezeigt. Die Quellen berufen sich dabei auch auf Angaben des Ministeriums.
Im Vorstrafenregister von Yousif Abdullah finden sich laut Tagesspiegel und Spiegel Verstöße wegen Drogenbesitz, Sachbeschädigung, Betrug, Eingriff in den Straßenverkehr und gefährliche Körperverletzung. Dafür sei er einmal zu einer Haftstrafe verurteilt worden, welche anschließend zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Wie konnte das passieren?
Eine von vielen Fragen
Die Nacht, in der Daniel Hillig starb, hat nicht nur Folgen für die Opfer und Täter: Eine Stadt hält wochenlang den Atem an und wird gleichzeitig überrollt von einem zerstörerischen Sturm aus Angst und Wut, der sich auf den Straßen entlädt. Gerade die Tage unmittelbar nach dem Angriff prägen sich deutschlandweit tief in das Gedächtnis der Menschen ein, denn Chemnitz wird zum Schauplatz von Gewalt in einer neuen Dimension. Tausende Bürger demonstrieren, Extremisten marschieren auf, Spekulationen und Lügen verbreiten sich rasend schnell in sozialen Netzwerken.
Ein Jahr danach bleibt die einfache Frage: „Wie konnte das alles passieren?”
Doch darauf gibt es keine einfache, keine eindeutige Antwort. Diese Geschichte soll die Ereignisse verständlich aufbereiten und wichtige Zusammenhänge darstellen. Dafür haben Journalismus-Studierende der Hochschule Mittweida sechs Monate recherchiert, Medienberichte ausgewertet sowie mit Zeugen, Demonstrierenden, Journalisten, Politikern und Experten gesprochen. Betroffene von links, rechts und der gesellschaftlichen Mitte schildern ihre Sichtweisen. Dadurch wird eines deutlich: Die Ereignisse in Chemnitz Ende August 2018 sind geprägt durch Versagen auf vielen Ebenen und einer gesamtgesellschaftliche Stimmung, die einem explosiven Pulverfass gleicht.
Im Mittelpunkt der Ereignisse stehen die Demonstrationen und Hetzjagden sowie eine Falschmeldung. Waren Fake-News der Auslöser für die rechten Aufmärsche? Wie organisiert und strukturiert sich die rechte Szene? Und welche Rolle spielt dabei Social Media? Schlussendlich geht es darum, wer während der Proteste das Sagen in der Stadt hat. Die Menschenmassen sind unerwartet groß, die Polizei hat die Lage nicht im Griff. Und das trotz deutlicher Warnsignale.
Wie konnte das passieren?
Eine von vielen Fragen
Die Nacht, in der Daniel Hillig starb, hat nicht nur Folgen für die Opfer und Täter: Eine Stadt hält wochenlang den Atem an und wird gleichzeitig überrollt von einem zerstörerischen Sturm aus Angst und Wut, der sich auf den Straßen entlädt. Gerade die Tage unmittelbar nach dem Angriff prägen sich deutschlandweit tief in das Gedächtnis der Menschen ein, denn Chemnitz wird zum Schauplatz von Gewalt in einer neuen Dimension. Tausende Bürger demonstrieren, Extremisten marschieren auf, Spekulationen und Lügen verbreiten sich rasend schnell in sozialen Netzwerken.
Ein Jahr danach bleibt die einfache Frage: „Wie konnte das alles passieren?”
Doch darauf gibt es keine einfache, keine eindeutige Antwort. Diese Geschichte soll die Ereignisse verständlich aufbereiten und wichtige Zusammenhänge darstellen. Dafür haben Journalismus-Studierende der Hochschule Mittweida sechs Monate recherchiert, Medienberichte ausgewertet sowie mit Zeugen, Demonstrierenden, Journalisten, Politikern und Experten gesprochen. Betroffene von links, rechts und der gesellschaftlichen Mitte schildern ihre Sichtweisen. Dadurch wird eines deutlich: Die Ereignisse in Chemnitz Ende August 2018 sind geprägt durch Versagen auf vielen Ebenen und einer gesamtgesellschaftliche Stimmung, die einem explosiven Pulverfass gleicht.
Im Mittelpunkt der Ereignisse stehen die Demonstrationen und Hetzjagden sowie eine Falschmeldung. Waren Fake-News der Auslöser für die rechten Aufmärsche? Wie organisiert und strukturiert sich die rechte Szene? Und welche Rolle spielt dabei Social Media? Schlussendlich geht es darum, wer während der Proteste das Sagen in der Stadt hat. Die Menschenmassen sind unerwartet groß, die Polizei hat die Lage nicht im Griff. Und das trotz deutlicher Warnsignale.